Künstler in Kaitz (8)

Bild 1Erich Fraaß

ein Maler der kraftvollen Farben

∗ 14. April 1893 in Glauchau
†   9. Januar 1974 in Dresden

 

 

Geboren wurde Erich Fraaß am 14. April 1893 in Glauchau als Sohn einer Weberfamilie. Seine Vorfahren, aus dem Fränkischen kommend, zog es in die aufstrebende Textilstadt.

Die zwölfköpfige Familie lebte nicht gerade im Wohlstand, so daß der junge Erich sich schon im Kindesalter als Apothekerhelfer verdingen mußte. Dennoch fand er aber die Zeit zum Malen und Zeichnen. So entstand bereits sein frühes Bild „Der Vater im Webstuhl“.

In den Jahren von 1899 bis 1907 besuchte Erich Fraaß die Lehngrundschule in Glauchau. Er erhielt sogar von den Lehrern zusätzlich Sprachund Zeichenunterricht in der „Sonntagsschule“. Es spricht sehr für seine aufgeschlossenen Eltern, die, trotz der Armut, die Begabungen ihres zeichnenden Kindes wohlwollend wahrnahmen und nach ihren Möglichkeiten förderten.

Erich Fraaß absolvierte wie sein älterer Bruder eine Lithographenlehre bei der Glauchauer Firma Dulce im Zeitraum von 1907 bis 1910. Durch einen Gönner der Familie, den Glauchauer Pfarrer Zinßer, der auf die künstlerische Begabung des Jungen aufmerksam wurde, konnte sich Erich Fraaß 17jährig an der Dresdner Kunstakademie vorstellen.

Dabei durfte der junge Erich dem bekannten Maler Oskar Zwintscher, einem der wichtigsten Künstler des Jugendstils, seine Arbeiten zeigen. Er hinterließ Eindruck bei Zwintscher, da dieser für die „einfachen Wahrheiten“ des Autodidakten Verständnis zeigte. Er empfahl Erich den Besuch der Kunstgewerbeschule, um sich in technischen Fertigkeiten zu üben. Erich Fraaß teilte diese Vorbildung mit zahlreichen anderen, aus der Provinz kommenden, wie z. B. Bernhard Kretzschmar, Otto Dix, Wilhelm Rudolph und Otto Griebel. Im Jahre 1913 wechselte er dann in die Kunstakademie und wurde in die Malklasse von Oskar Zwintscher aufgenommen. Dieser zog mit den jungen Studenten in die Natur hinaus, so z. B. auch nach Goppeln. Er vermittelte ihnen die wirksame, dekorative Raumeinteilung sowie das Elementare und Gewaltige der Natur und deren Erscheinung zu begreifen, auch als Orientierung auf die Wirklichkeit der Landschaften. Auf Erich Fraaß dürfte Zwintscher nachhaltigen Eindruck gemacht haben.

Bild 2Der Erste Weltkrieg bedeutete zunächst einmal das Ende der künstlerischen Ausbildung. Erich Fraaß zog als Freiwilliger in den Krieg – er wollte wie viele am Zeitgeschehen mit teilnehmen. Aber der Erste Weltkrieg griff schonungslos in das Leben und Werk des Malers ein. Wie andere Künstler war auch er von der Kriegsmaschinerie erfaßt worden und verspürte zu spät den Widersinn. Es kam bald die Ernüchterung in den Grabenkämpfen.

Erich Fraaß konnte nach dem Krieg wieder an der Kunstakademie weiterstudieren – nunmehr bei Robert Sterl als Meisterschüler. Sterls Schüler erfuhren freie Entfaltungsmöglichkeiten. Dabei lenkte er ihren Blick immer wieder auf die Bedeutung des Ausdruckswertes der Farben. Im Jahr 1922 beendete Erich Fraaß sein Studium. Das Bedürfnis des gedanklichen Austausches in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten wurde zu einer zwingenden Notwendigkeit. Daher gründete er mit Curt Großpietsch und Willy Illmer 1921 die Vereinigung „Die Schaffenden“ – auch um jungen Künstlern der Kriegsgeneration eine Plattform zu geben. Die ersten Bilder, die in der Galerie bei Emil Richter gezeigt wurden, schlugen noch sanfte Töne an. Bei einem Werk von Fraaß sprach man sogar von „idyllischer Schlichtheit“.

Erich Fraaß bezog ein Atelier in der Ammonstraße 9 in Dresden. Erste gute Kritiken erfährt er z. B. in dem Blatt „Dresdener Nachrichten“ im Jahr 1923: „… noch stiller, friedfertiger und unbekümmerter geht Erich Fraaß seinen Weg. Ihm geben die sächsischen Bauerndörfer um Dresden die idyllische Schlichtheit, die er in seinen Bildern mit warmen Farben festhält.

Im Jahr 1924 unternahm er eine Malerfahrt in den Böhmerwald und eine Studienreise nach Spanien.

Im Zweiten Weltkrieg – in der Nacht des 13. Februars 1945 – wurde das Atelier und der größte Teil seines Gesamtwerkes der Arbeiten total zerstört.

Bild 3Noch im gleichen Jahr zog Erich Fraaß nach Gostritz auf die Gostritzer Straße 84 (später Gostritzer Straße 118). Diese Umgebung vor den Toren Dresdens wurde sein Schaffens- und Lebensraum, ganz besonders Gostritz, der Gebergrund und das Dorf Goppeln waren ein beliebtes Ausflugsziel auf der Suche nach geeigneten Motiven. Er zog mit seiner Frau Grete und Tochter Maja in das Haus des Kohlehändlers Mertingk.

Die Wohnung bot einen wunderschönen Ausblick. Nun lebte der Maler mitten in der Natur und unweit von Gleichgesinnten, wie z. B. Bernhard Kretzschmar, der in der Nähe wohnte. Hier konnte er sein Künstlertum voll entfalten und rückwirkend kann man sagen, daß Erich Fraaß in den dreißiger und vierziger Jahren auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens stand. Ruhe und Würde zeichnen seine zahlreichen Bauernbilder aus, die in Gostritz, Mockritz, Boderitz und anderen Dörfern der Umgebung entstanden sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Erich Fraaß einer der Aktivisten.

Im Jahre 1947 wurde er als Dozent an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden berufen und leitete dort das Grundstudium.

In den fünfziger Jahren entstanden eine Fülle an Landschaftszeichnungen, darunter auch Aquarelle der näheren und weiteren Umgebung Dresdens und somit auch immer wieder seiner vertrauten Heimat Gostritz, Leubnitz, Kaitz (z. B. Kaitzbach), Boderitz, Goppeln und Kreischa. Im Jahr 1953 wurde Erich Fraaß zum Professor für Malerei an der HfBK Dresden ernannt. Noch viele Ausstellungen und Ehrungen folgten in der sich anschließenden Zeit.

Am 9. Januar 1974 starb Erich Fraaß in Dresden.

Erich Fraaß war ein absolut verläßlicher Dokumentarist des Lebens auf dem Lande. Für die Sächsische Kunst hat er Bedeutendes geschaffen. In seinen Bildern stellte er das Landleben und die dort ansässigen Bauern dar. In kraftvollen, farbintensiven Darstellungen von Mensch, Tier und Landschaft schuf er einen unverkennbaren, realistischen Malstil. Er gilt als bedeutender Vertreter der realistischen Kunst Dresdens im 20. Jahrhundert.

Monika Marten


Quellen:
– Gert Claußnitzer
– Klaus Hebecker
– „Erich Fraaß 1893–1974“, Kunstverlag Gotha, Wechmar 1996

Liste der Bilder:

Abb. 1: Selbstporträt 1933, Zeichnung

Abb. 2: Nöthnitzer Grund 1947, Öl

Abb. 3: Weiden am Kaitzbach 1957, Öl

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