Künstler in Kaitz (6)

Bild 1Kurt Erhardt

∗ um 1900 Dresden
† unbekannt

 

 

 

Seit der Südhang-Ausgabe März/April 2007 berichtet der Geschichtsverein Kaitz e.V. in einer fortlaufenden Serie über Künstler in Kaitz. Dabei wurden Künstler verschiedener Kategorien vorgestellt. So zum Beispiel Horst Gaunitz, der, ohne eine Abwertung vorzunehmen, zwar handwerklich fundiert, aber eher volkstümlich ohne den sehr hohen künstlerischen Anspruch z.B. eines Hans Kinder oder eines Bernhard Kretzschmar arbeitete.

Trotz der deutlichen Unterschiede im künstlerischen Stellenwert verdient es jeder dieser Künstler ungeachtet seiner Ausbildung, seiner künstlerischen Karriere und Erfolge in Erinnerung gebracht zu werden. Jeder von ihnen prägte mit seinen Werken und seiner Arbeit auf die ihm eigene Weise das „künstlerische Leben“ in Kaitz.

Nun soll Kurt Ehrhardt vorgestellt werden. Die Fakten zu diesem Artikel entstammen hauptsächlich den Erinnerungen seines Neffen Jürgen Ehrhardt. Leider ist von Kurt Ehrhardt nur sehr wenig bekannt, da er bereits Mitte der 1960er Jahre in die BRD übersiedelte.

Geboren wurde Kurt Ehrhardt um 1900 als zweitältestes von fünf Kindern des Ehepaares Ida und Bruno Ehrhardt. Die Kindheit verbrachte er in Coschütz. Zur Jugendzeit Kurt Ehrhardts ist leider nichts überliefert.

Bild 2Ähnlich wie Horst Gaunitz, der eine handwerkliche Ausbildung als Kunstmaler hatte, verlief auch die berufliche Entwicklung von Kurt Ehrhardt. Seine Selbständigkeit als Kunst- und Dekorationsmaler wird ihn, wie es bis in die Nachkriegszeit üblich war, mit Aufträgen wie Plakat- und Werbeentwürfen, Musterzeichnungen und ähnlichem beschäftigt haben.

Der Tod seiner Frau Martha war der Auslöser für die Entscheidung, zu seinem Sohn Heinz nach Kempten überzusiedeln. Horst Gaunitz, mit dem er in enger Freundschaft verbunden war, half ihm bei der Abwicklung der Pass- und Zollformalitäten. So konnte Kurt Ehrhardt, entgegen dem meist üblichen Umgang der DDR-Behörden mit Ausreisewilligen, mit seinem gesamten Hausstand und dem kompletten künstlerischen Werk ausreisen.

Bis zu diesem Umbruch in seinem Leben, mit dem er sich einen behüteten Lebensabend im Umfeld seiner Familie erhoffte, bewohnte Kurt Ehrhardt eine Wohnung in Altkaitz 8, bei den Kaitzern als „Froschvilla“ bekannt. Da er zum Zeitpunkt der Übersiedlung bereits Rentner war, traf auch auf ihn das Sprichwort „Vom alten Baum, den man nicht verpflanzen soll“ zu. Äußerungen aus seiner Zeit in Westdeutschland lassen den Schluß zu, dass er mit dem Heimweh nie fertiggeworden ist.

Geschuldet ist dies auch seinem romantischen Charakter, der gerade in Kaitz und Umgebung ein ideales Umfeld hatte. Die Naturverbundenheit Kurt Ehrhardts spiegelte sich nicht nur in der Malerei wieder – viele seiner Ölgemälde sind Darstellungen aus Natur und Mythologie, wie z.B. das Gemälde „Heidelandschaft“ – sondern auch in seinen Werken als begnadeter Schnitzer. So wurde man in seiner Wohnung von handgeschnitzten Schwalben und einem Adler empfangen.

Auch Alltagsgegenstände wie z.B. eine Tischlampe gestaltete Kurt Ehrhardt mit viel Phantasie und Liebe zum Detail. Die Lampe war wie ein Nadelbaum gefertigt, dessen Stamm gerade zwei Eichhörnchen erklimmen. Der Lampenfuß stellte den Waldboden dar, geschmückt mit Farnen und allerlei Getier (z. B. Salamander).

Das Prunkstück seiner Schnitzerei war eine Weihnachtspyramide mit mehreren Etagen. Die erste Etage zeigte die im unterirdischen Reich tätigen Gnome und Zwerge. Darüber gestaltete er die Weihnachtsgeschichte. In den beiden oberen Etagen fanden die Tiere des Waldes und die Engel im Himmel Platz. Jedes Jahr wurde die Pyramide um einige Figuren erweitert.

Obwohl Kurt Ehrhardt immer wieder aufgefordert wurde, seine Bilder der Öffentlichkeit in einer Ausstellung vorzustellen, lehnte er dies stets kategorisch ab. Heute sind die meisten seiner Werke für uns nicht mehr dokumentierbar, da sie sich bei seinen Nachkommen in Australien befinden.

Jens Krämer
Geschichtsverein Kaitz e.V.

Abbildungen:

1 Kurt Ehrhardt um 1963

2 Kurt Ehrhardt mit Ehefrau Martha und Sohn Heinz um 1932

3 "Atlantik", Ölgemälde, Kurt Ehrhardt 1942

 

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